Velostrassen (national)

Das Bundesamt für Strassen ASTRA führt seit August 2016 ein nationales Pilotprojekt für Velostrassen durch. Vorübergehend sind deshalb in​ St.Gallen und fünf weiteren Städten Velofahrende gegenüber einmün denden Fahrzeugen auf bestimmten Strassen in Tempo-30-Zonen vortrittsberechtigt. Im Herbst 2017 soll die Wirkung von Velostrassen ab schliessend beurteilt werden.

Velostrassen werden in Fachkreisen und Gemeinden der Schweiz seit längerem diskutiert. Die Niederlande kennt das Konzept der Fahrradstrasse bereits seit den 1980er Jahren – heute gibt es dort über 1000 Strassen mit diesem Verkehrsregime. Auch Deutschland, Belgien und Österreich kennen dieses Regime, das wichtige Quartierverbindungen für den Veloverkehr attraktiver macht.

Im Rahmen des Pilotversuches in der Schweiz werden in sechs Städten in bestehenden Tempo-30-Zonen Velostrassen getestet. Neben St.Gallen sind auch die Städte Bern, Basel, Zürich, Luzern und La Chaux-de-Fonds am Projekt beteiligt. Auf den Velostrassen wird der Rechtsvortritt aufgehoben, so dass Velos (aber auch der Autoverkehr) gegenüber einmündendem Verkehr Vortritt haben. Dies wird entsprechend signalisiert. Zufussgehende haben am Fussgängerstreifen – sofern vorhanden – weiterhin auch gegenüber Velofahrenden Vortritt. Für die Signalisation der Velostrassen hat das ASTRA ein neues Signal entwickelt. Zudem weisen vor
den Kreuzungen grosse gelbe Velopiktogramme auf das Regime hin. Jene Kreuzungen, bei denen bisher
Rechtsvortritt galt, werden zusätzlich mit den Signalen ‚kein Vortritt‘ oder ‚Stop‘ markiert.

In der Stadt St.Gallen wird auf der Lindenstrasse das neue Regime getestet. Im Abschnitt Werkstrasse bis Lukasstrasse ist seit September 2016 die Velostrasse markiert. Der einmündenden Buchental- und Helvetiastrasse wurde der Rechtsvortritt vorübergehend entzogen, was entsprechend signalisiert ist. Der Pilotversuch in St.Gallen dauert bis Herbst 2017. Bei der Auswertung des Versuchs im Herbst 2017 werden Verkehrssicherheit und Komfort für die Velofahrenden, sowie die Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmende im Fokus stehen. Vor und während der Pilotphase werden in allen Städten Daten einheitlich erhoben und abschliessend durch das ASTRA ausgewertet. Gestützt auf den Schlussbericht des ASTRA wird geprüft, ob das Regime ‚Velostrasse‘ in das ordentliche Recht überführt werden soll und in weiteren Städten und Gemeinden Anwendung finden kann.

Fahrradstrassen in Deutschland

In Deutschland wurden bereits Anfang der 1990er Jahren Modellversuche durchgeführt. Diese wurden als positiv beurteilt (z.B. Begleituntersuchung Fahrradstrasse Schillerstrasse in Münster). Auf Grundlage dieser Erfahrungen wurden Fahrradstrassen in die Strassenverkehrsordnung aufgenommen (§ 67 StVO). Fahrradstrassen werden mit dem Verkehrszeichen 244.1 ausgewiesen. Damit gelten folgende Regeln:

  • Fahrradstrassen dürfen andere Verkehrsmittel als Radverkehr nur benutzen, wenn dies durch ein Zusatzzeichen erlaubt wird,
  • Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.
  • Wenn anderer Fahrverkehr mit Zusatzzeichen erlaubt wird, darf dieser den Radverkehr weder gefährden noch behindern.
  • Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist erlaubt.
  • Es gelten die Vorschriften über die Fahrbahnbenutzung und über die Vorfahrt.

 

Beispiele für Fahrradstrassen finden sich in Konstanz und Friedrichshafen. Insgesamt waren in Deutschland im Jahr 2015 ca. 250 Fahrradstrassen ausgewiesen.

Fahrradstrassen in Österreich

In Österreich können seit 1. April 2013 Fahrradstrassen verordnet werden. Auf diesen Strassen dürfen Anrainer wie bisher an- und abfahren. Es gilt die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Andere Fahrzeuge dürfen den Radverkehr nicht gefährden. Radfahrende dürfen nebeneinander fahren.

Ein gute Übersicht bietet das Energieinstitut hier an. In Vorarlberg gibt es Fahrradstrassen in Hard, Wolfurt sowie zwischen Götzis und Altach.

Fahrradstrassen in den Niederlanden

In den Niederlanden gibt es viele Beispiele für sogenannte Fietsstraat. Dort sind andere Fahrzeuge erlaubt, der Radverkehr hat aber Vorrang. In Google Streetview kann eine Fahrradstrasse in Utrecht mit folgendem Link „abgefahren“ werden